Im Dezember 2022 präsentierte die Klasse «Umweltberatung 2021-22» ihre Abschlussprojekte, welche sie im Rahmen des Lehrgangs «Umweltberatung und -kommunikation» konzipiert, umgesetzt und evaluiert haben. Gemeinsam mit zahlreichen Partnern entwickelten die fünf Projektgruppen Sensibilisierungs- und Mobilisierungsmassnahmen in unterschiedlichen Themenfeldern.
Wenn Sie mehr über unsere Weiterbildungen “Projektmanagement Natur und Umwelt” und “Umweltberatung und -kommunikation” erfahren möchten, besuchen Sie unsere kostenlosen Informationsveranstaltungen auf Zoom mit Erfahrungsberichten von ehemaligen Teilnehmenden:
Umwelt und Migration im Dialog
Andrea Jungi, Priska Steiger, Rahel Roth, Léon Aeschbacher, Manolito Toscano
Für Personen mit Migrationserfahrung stehen zahlreiche Angebote an diversen Themen zur Verfügung, damit sie sich am neuen Wohnort einleben und zurechtfinden können. Zu umweltrelevanten Themen wird jedoch wenig angeboten. Die Informationen sind mehrheitlich in den Schweizer Landessprachen zugänglich, was den Zugang erschweren kann. Mit dem Projekt soll ein Beitrag geleistet werden, Umweltbildung und die Sensibilisierung auf globale Herausforderungen wie den Klimawandel oder den Abbau von Ressourcen mit dem Integrationsprozess zu verknüpfen.
Das übergeordnete Ziel des Projekts war, dass Personen mit Migrationserfahrung ein gesellschaftliches Vorbild für einen nachhaltigen Lebensstil sind. Es wurden drei Unterziele formuliert:
- Migrant_innen nutzen Sharing-Economy-Möglichkeiten in ihrem Quartier, vermeiden Lebensmittelabfälle oder recyceln sortenrein. Mit themenspezifischen Veranstaltungen wird die Zielgruppe angeregt, ihren Alltag nachhaltiger zu gestalten.
- Das erarbeitete Angebot befähigt die Quartierarbeiter_innen dazu, die ausgewählten Veranstaltungen in Zukunft selbstständig durchführen. Die Quartierarbeiter_innen sind sich bewusst, dass es wichtig ist, dieses Programm fortzusetzen.
- Migrant_innen sind sich bewusst, dass sie mit umweltrelevanten Handlungskompetenzen einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Stadt Bern leisten.
Die Umsetzung des Projekts fand in Bern Bethlehem statt, wo viele Menschen aus verschiedenen Kulturen und Ländern ihr Zuhause gefunden haben. Ein idealer Ort, um einen Dialog zwischen Umwelt und Migration zu fördern. Zusammen mit Vertretenden der Migrationsgesellschaft wurden themenspezifische Veranstaltungen gemäss dem ersten Unterziel erarbeitet.
- Quartierrundgang: Ein Rundgang ermöglichte den Teilnehmenden das Kennenlernen von Alternativen. So wurde unter anderem das Nähatelier Bern Bümpliz besucht, die Madame Frigo, die Freizeitwerkstatt, die Sportkleiderbörse, der öffentliche Bücherschrank oder die Obstbaugruppe Brünnengut. Der rund zweistündige Rundgang kam bei den Teilnehmenden sehr gut an. Ein langjähriger Bewohner des Quartiers kannte beispielsweise das Angebot Freizeitwerkstatt noch nicht und will es in Zukunft nutzen.
- Recyclingstand im Rahmen eines Strassenfestes: Es wurden verschiedene Recycling-Spiele für die Zielgruppe Kinder entwickelt und durchgeführt. Der Stand war ein grosser Erfolg. Das Strassenfest mit vielen Besuchenden erwies sich als perfekter Standort für einen Recyclingstand. Das Thema Recycling stiess auf eine grosse Resonanz: über 200 Personen besuchten den Stand.
- Kochkurse (2x): Beim gemeinsamen Kochen wurde aufgezeigt, wie aus Lebensmittelresten neue Menüs entstehen und Food Waste vermieden wird. Zudem wurden die Teilnehmenden in Informationsblöcken über klimafreundliche Ernährung beraten. Der Kochkurs war eine ideale Mobilisierungsmassnahme, um das Verhalten der Zielgruppe im Alltag mit kleinen Impulsen zu verändern.


Um das Unterziel 2 zu erreichen, wurden für Quartierarbeiter_innen einen «Leitfaden für die Durchführung von Veranstaltungen für leicht zugängliche Umweltbildung für Personen mit Migrationshintergrund» erstellt. Dieser Leitfaden soll die Kontinuität der Veranstaltungen gewährleisten. Die Unterlagen wurden als Download frei zugänglich auf der Website publiziert.
Für die Umsetzung des Unterziels 3 organisierten die Projektgruppe Teezeremonien. Die Erste wurde zu Projektbeginn durchgeführt, um sich kennenzulernen, Erfahrungen auszutauschen, den Dialog zu suchen, und um ein gemeinsames Verständnis für die geplanten Veranstaltungen zu erarbeiten. Die zweite Teezeremonie war dann bei Projektabschluss: Danke sagen und gemeinsam den Abschluss feiern und zudem konnten verschiedene Evaluationsgespräch geführt werden.

Durch das Projekt fand ein intensiver Dialog mit Personen mit Migrationserfahrung statt. Sprachliche Hindernisse konnten auf spielerische Weise überbrückt werden. Die zahlreichen Teilnehmenden an den verschiedenen Veranstaltungen wurden sich bewusst, dass sie durch die Veränderung ihr eigenes Verhalten den Alltag nachhaltiger gestalten können. Sie wissen auch über die Wichtigkeit des Vorlebens, Vorzeigens von nachhaltigen Handlungen.
Regenerativer Anbau in Luzerner Familiengärten
Claudia Lein, Karin Vesti, Richi White
Um den Boden als Ressource für die nächsten Generationen zu erhalten, ist ein Umdenken zum regenerativen Anbau notwendig. Dieser beinhaltet u.a., dass der Boden mit Methoden wie Kompostieren, Gründünung und Mulchen bewirtschaftet wird. So kann der Humusgehalt des Bodens erhalten und langfristig gesteigert werden. Dadurch werden die Bodenfruchtbarkeit, die Krümelstruktur und die Fähigkeit des Bodens zur Aufnahme und Speicherung von Wasser verbessert. Mit dem regenerativen Anbau werden die Böden widerstandsfähiger gegen Wetterextreme. Dies ist Voraussetzung dafür, dass auch kommende Generationen noch gesundes Gemüse und Früchte produzieren und ernten können.
Ziel des Projekts war, dass ausgewählte Familiengärtner_innen in Luzern ihr Wissen zu regenerativem Anbau erweitern und anwenden, um so die Bodenfruchtbarkeit sowie die CO2-Bindung in den Gartenböden zu steigern.
Zuerst wurde eine Umfrage bei den Familiengärtner_innen durchgeführt, um den aktuellen Wissenstand, die Mobilisierbarkeit sowie das Interesse für den regenerativen Anbau zu evaluiert. Anschliessend entwickelte das Projektteam einen praxisorientierten Workshop und führte diesen in den zwei Gartenarealen St. Karl und Landschauterrasse in Luzern durch. Dabei wurden über 2’000 Liter Kompost in die Gartenbeete und rund 300 Liter Pflanzenkohle in die Komposthaufen eingearbeitet. Um die Weiterführung des Projektes zu sichern, wurden sog. Boden-Botschafter_innen (Bobos) in den zwei Arealen definiert. Als Hilfsmittel für die BoBos erstellte die Projektgruppe einen Leitfaden mit Tipps zur Organisation, zur Materialbeschaffung und zur Finanzierung.
Insgesamt verfügen die Familiengartenareale in der Schweiz über eine Fläche von 640 ha. Die Aufwertung von Gartenböden durch Weiterbildung zum regenerativen Anbau birgt daher ein erhebliches Potenzial.

Erlebnisweg Feuchtgebiete – mit Steini die Aue entdecken
Olivier Bischof, Jasmin Jossen, Ralph Meier, Ueli Schäfer, Sarah Zellweger
Im globalen Wasserkreislauf spielen Feuchtgebiete eine wichtige Rolle. Sie beherbergen eine Vielzahl an Lebensgemeinschaften und zeichnen sich durch ihre hohe ökologische Bedeutung aus. Im Kanton Aargau, dem Wasserschloss der Schweiz, fliessen Rhein, Aare, Reuss und Limmat. Durch unzählige bauliche Massnahmen (z.B. Bau von Kanälen, Dämmen, Wehrbauten) gingen jedoch 88 Prozent der Auenfläche verloren (Departement Bau, Verkehr und Umwelt Kanton Aargau).
Im Auftrag von Pro Natura Aargau führte eine Gruppe Studierenden ein Sensibilisierungs- und Umweltbildungsprojekt zum Thema Feuchtgebiete durch. Ziel des Projekts war, mittels einem spielerischen, interaktiven und mobilen Postenweg die Wichtigkeit der Feuchtgebiete für Mensch und Umwelt darzustellen. Die Wertschätzung für diese Lebensräume soll dadurch gefördert und somit indirekt ein Beitrag zum Schutz von Feuchtgebieten durch Achtsamkeit geleistet werden. Die daraus entstandene Begeisterung soll die Teilnehmenden motivieren, das im Erlebnisweg erworbene Wissen in ihr Umfeld weiterzutragen und umzusetzen. Die Studierenden fokussierten auf Familien mit Kindern zwischen 6-12 Jahren.

Der mobile Erlebnisweg «mit Steini die Aue entdecken» wurde für vier Wochen in der Aue Chly Rhy in Rietheim AG aufgestellt. Er beinhaltete sechs Themenposten inklusiv Lernspielen. Steini ist das Maskottchen von Pro Natura, die Gruppe konnte dies für ihr Projekt nutzen. Bei jedem Posten unterhält sich Steini kurz mit einem tierischen Auenbewohner und erfährt Spannendes über dessen Lebensraum. In einem kleinen Steckbrief auf der Tafel ist Wissenswertes über das jeweilige Tier notiert. Zudem wurde man von Steini angeleitet, wie das Lernspiel auf der Rückseite funktioniert. Die Dialoge wurden vertont und via QR-Code aufrufbar online aufgeschaltet.


Sobald der Tourenplan 2023 für den mobilen Erlebnisweg geplant ist, werden alle Informationen auf pronatura-ag.ch aufgeschaltet.
Förderung von nachhaltiger Mobilität in der Stiftung Domino
Iris Lauper, Sabine Fontana, Werner Roth
Die Stiftung Domino mit Sitz in Hausen AG setzt sich dafür ein, Menschen mit Assistenzbedarf mehr Lebensqualität und gesellschaftliche Integration zu ermöglichen. Die Stiftung bietet ein vielfältiges Dienstleistungsangebot von Mechanik bis Gastronomie und verfügt über rund 200 Arbeits- und Beschäftigungsplätze. Seit einiger Zeit tauchten von verschiedenen Akteuren in der Stiftung Fragen zur Nachhaltigkeit auf. Nach Gesprächen mit der Geschäftsleitung beschloss die Projektgruppe, den Projektfokus auf die Förderung von nachhaltiger Mobilität in der Stiftung zu setzen.
Ziel des Projekts war, der von der Stiftung Domino generierte Verkehr möglichst effizient und umwelt- und sozialverträglich zu gestalten. Die Angestellten und Mitarbeitenden sollen häufiger mit dem Velo, dem ÖV oder zu Fuss unterwegs sein und tragen dadurch aktiv zu einer nachhaltigen Mobilität bei. Damit minimiert die Stiftung ihren CO2-Fussabdruck.
Zuerst wurde eine Umfrage zum Mobilitätsverhalten der Angestellten durchgeführt, um den Ist-Zustand sowie das Interesse für die nachhaltige Mobilität zu evaluieren. Anschliessend fanden drei Workshops mit interessierten Angestellten und Mitarbeitenden statt, um mögliche Handlungsfelder im Bereich «nachhaltige Mobilität» und «Nachhaltigkeit» auszuloten. Mit den Workshops und der daraus entstandenen «Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit» konnte zudem die Verankerung der Nachhaltigkeit in der Stiftung erreicht werden.
Ein wichtiger Meilenstein fand im November 2022 statt: Das Projektteam überreichte der Geschäftsleitung ein Handbuch zur Förderung der nachhaltigen Mobilität. In diesem Handbuch wurden folgende vier Themen mit zahlreichen möglichen Massnahmen erarbeitet: motorisierter Individualverkehr (MIV), Güter- und Personen-Transport/Logistik, Parkplatzmanagement und Flottenoptimierung gekoppelt mit der Nutzung der eigenen PV-Anlage. Das Handbuch beinhaltet eine Vielzahl an Massnahmen, mit welchen die Stiftung in den kommenden fünf Jahren ihren CO2-Ausstoss reduzieren kann.


(Foto des Projektteams)
mitmachregal
Max Chopard-Acklin, Carine Elmiger, Thies Heydtmann, Michelle Kohler Jiménez, Raymond Wyss
Erfahrungen mit Tauschbörsen, Anschlagbrettern in Läden, öffentlichen Büchertauschbörsen zeigen, dass reale Begegnungsorte funktionieren und auch genutzt werden. Hier setzt das Projekt «mitmachregal» an: ein analoger Informations- und Austauschplatz, wo Leute sich treffen, austauschen, etwas konsumieren oder eine Veranstaltung besuchen. Ziel des Projekts war, mit dem «mitmachregal» in öffentlich zugänglichen Räumen Personen auf eine niederschwellige Weise für Umweltthemen zu erreichen, die offen sind, sich bisher aber kaum mit der persönlichen Handlungsebene auseinandergesetzt haben.
In einem ersten Schritt wurde das «mitmachregal» aus Obstharassen zusammengebaut, mit Büchern, Broschüren, Flyer, Tauschbox, Pinnwand und einem Aha-Effekt (Installation) ausgestattet und im öffentlich zugänglichen Foyer der «Umwelt Arena Schweiz» anfangs September 2022 aufgestellt.

Um das Zielpublikum nicht nur zu sensibilisieren, sondern auch zu mobilisieren – also aktivieren und zum Handeln motivieren – wurde in einem weiteren Schritt zwei Nachhaltigkeitsevents konzipiert und umgesetzt:
- Biodiversitätsanlass: während eines Rundgangs in der «Umwelt Arena» in Spreitenbach wurde den 30 anwesenden Personen unter fachkundiger Führung aufgezeigt, wie Balkon und Garten naturnah gestaltet werden können. Zum Abschluss erhielten die Teilnehmenden eine einheimische Buche mit dem Auftrag, diese einzupflanzen. Denn: pro Jahr bindet eine Buche ca. 12.5 Kg CO2 und Bäume pflanzen hilft dem Klimaschutz und fördert die Biodiversität. Den verteilten Buchensetzling haben darauf zehn Personen eingepflanzt.
- Kochevent: Bei Kochevent haben 14 Teilnehmende Rezepte für eine nachhaltige, saisonale und regionale Ernährung kennen gelernt, ergänzt mit Fakten zu Lebensmittelverschwendung und dessen Vermeidung. Zum Abschluss gab es für alle Teilnehmenden ein Vorratsglas mit geraspeltem Paniermehr sowie Rezeptflyer zum Mitnehmen. Zudem wurden die Anwesenden aufgefordert, Fotos von nachgekochten Rezepten auf der Projekthomepage zu veröffentlichen.



Die Projektevaluation zeigte, dass das öffentlich zugängliche Foyer der «Umwelt Arena Schweiz» ein idealer Standort für das «mitmachregal» ist: Gäste, die auf anderen Personen warten oder eine Eintrittskarte kaufen, stellen sich ans Regal und beschäftigen sich den Inhalten oder nehmen einen Flyer mit. Dies birgt effektiv die Chance, Personen zu erreichen, welche sich bis jetzt noch nicht konkret mit Nachhaltigkeit beschäftigt haben und noch nicht ins persönliche Handeln gekommen sind.
Die Projektgruppe plant eine Weiterführung des Projekts, vorgesehen sind verschiedene Standorte in der Schweiz (z.B. Gastrobetriebe). Weitere Informationen hier.
