Nachhaltig handeln mit System

Unzählige Faktoren spielen bei der Entscheidung über Nachhaltigkeit mit. Um eine fundierte Lösung zu finden, müssen die bedeutendsten Kriterien eruiert und die Ansätze danach bewertet werden. Nachhaltigkeit behandelt be­kanntermassen nicht nur ökologische Aspekte, sondern stellt auch hohe Erwartungen an wirtschaftliche und soziale Kriterien, dies auch noch global und langfristig.

Unzählige Faktoren spielen bei der Entscheidung über Nachhaltigkeit mit. Damit die relevanten Punkte effektiv realistisch bewertet werden, müssen stets jene Perso­nen ins Projektteam einbezogen werden, die mit einem der drei Themengebiete Erfahrung haben. Sie können am besten beurteilen, wo die stärksten Auswirkungen zu erwarten sind. Erst die systematisch gewichtete Berücksichtigung der verschie­denen Aspekte ermöglicht es, sinnvolle Entscheide zu treffen. Es existieren ver­schiedene Instrumente, die sich eignen, um die möglichen Auswirkungen seines Tuns oder Lassens zu erkennen – sie können sowohl auf Projekt-, Betriebs- als auch Prozessebene angewendet werden:

  1. Die Umweltrelevanzmatrix: Mittels einer simplen Tabelle identifiziert man, welche Aktivitäten der Organisation (Marketing, Transport, Lagerung, Produktion etc.) welche Umweltfakto­ren (wie Boden, Luft, Wasser, Ressourcen etc.) in welchem Ausmass tangieren. Daraus werden Prioritäten, Ziele und Vorbeugungs- oder Optimierungsmassnahmen definiert.
  2. Die Interessengruppenanalyse zeigt idealerweise auf, welche Akteure von den Aktivitäten einer Organisation betroffen sind und eruiert ihre Reaktionen und Konsequenzen. Damit werden gesellschaftliche Auswirkungen ersichtlich.
  3. Die PESTEL-Analyse geht auf das gesamte Umfeld eines Unternehmens ein und identifiziert die relevanten Entwicklungen in diesem. Sie katego­risiert diese in politische (political), ökonomische, soziokulturelle (social), technische (technological), ökologische (environmental) und rechtliche (legal) Entwicklungsrichtungen.
  4. Nachhaltigkeitsbeurteilung von Projekten: Mithilfe eines Rasters wird ein Überblick über die Auswirkungen eines Projekts auf die Gesellschaft, die Umwelt und die Wirtschaft geschaffen (vgl. www.kompass21.ch).

Der Gebrauch solcher Instrumente er­möglicht die frühzeitige Identifikation und Umgehung unerwünscht negativer Auswirkungen. Sollte dies nicht möglich sein, sollte man die Auswirkungen mög­lichst überwachen und in Grenzen halten. Entgegen vieler Erwartungen sind solche Analysen nicht zwingend mit grossen zeitlichen und personellen Ressourcen verbunden.

Wo fangen wir an?

Doch auch mit den besten Absichten und den effizientesten Instrumenten können nicht alle Projekte, Unternehmensaktivitäten und Prozesse eines Betriebes gleichzeitig auf ihre Nachhaltigkeit beurteilt werden. Die Verantwortlichen müssen eine Auswahl treffen und die schlussendlich aufgelisteten Elemente priorisieren. Dabei wird zuerst eine Ist-Situation auf­genommen und daraus werden die zu beurteilenden Punkte festgelegt, dann soll auch ein Blick auf die Zukunft geworfen werden: Sind Elemente in Planung, deren Beurteilung ebenfalls Sinn machen würde? Stehen Ideen zu Aktivitäten im Raum, die in einem etwas fortgeschritteneren Stadium auch behandelt werden sollten? Um die Prioritätsstufen festzulegen, kann man sich mit folgenden Leitfragen helfen:

  • Wo sind die markantesten Auswirkungen zu erwarten?
  • Wobei sind die meisten Stakeholder­gruppen betroffen?
  • Wo besteht bereits heute offensichtliches Verbesserungspotenzial?
  • Wo können wir wirklich Einfluss nehmen?

Nachhaltigkeit einbetten

Zahlreiche Definitionen von Nachhaltig­keit enden nicht mit den drei genannten Dimensionen. Meist werden zwei weitere Punkte aufgenommen: Langfristigkeit und Globalität. Nachhaltigkeit umfassend zu implementieren bedeutet, dass sie nicht bei der Projekt-, Prozess- oder Strategiebeurteilung aufhört. Sie greift erst richtig in Form von nachhaltigem Management, das im Daily Business vor und hinter den Kulissen gelebt wird.

© Unsplash

Dieses hat drei wesentliche Pfeiler:

  1. Man kennt die Auswirkungen seines Tuns im gesellschaftlichen, im wirtschaftlichen und im Umweltbereich.
  2. Man kennt die involvierten Interes­sensgruppen und führt einen an diese angepassten und steten Dialog.
  3. Man stellt möglichst alle Zielkonflikte fest, trifft klare Entscheide und kommuniziert sie nachvollziehbar.

Entscheidung getroffen – und jetzt?

Für die erfolgreiche Umsetzung eines nachhaltigen Managementsystems braucht es immer auch entsprechende Leader, die die Mentalität vorleben und entsprechend kommunizieren. Gerade weil die auf den ersten Blick nachhaltigste Variante dies nicht zwingend ist, braucht es eine trans­ parente und verständliche Kommunikation der Entscheidung. Bedenken müssen frühzeitig und umfassend ausgeräumt werden – die Grundlage für das Argumentarium liefern die obengenannten Instrumente.


Dieser Text erschien in der Juni-Ausgabe der Umwelt PERSPEKTIVEN

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