Insekten in Siedlungen

Das frühlingshafte Wetter bringt jedes Jahr Leben in die Blumenbeete und Gärten. Die bunte Blumenpracht erfreut nicht nur unser Auge, sondern ebenfalls die hungrigen Hummelköniginnen und verschiedenen Wildbienen, die erwachen. Leider berichten uns aktuelle Studien vom drastischen Rückgang einer Vielzahl von Insekten. Gefährdet ist dadurch nicht nur die Bestäubung vieler Pflanzen, sondern auch das Überleben verschiedener Tierarten, welche Insekten als Nahrungsgrundlage benötigen.

Insekten leiden unter unserem Hang zu geordneten, ja geradezu aufgeräumten Grünflächen. Es wird gemäht, neubepflanzt, geschnitten und meist auch mit Gift nachgeholfen, um einen tadellosen Eindruck zu hinterlassen. Dabei werden oft immergrüne, aber blütenlose oder nicht einheimische Pflanzen und Stauden verwendet.

Makellose Parkanlage. Durch die vielen Pflegeeingriffe haben es die Insekten eher schwer.

Insekten können von nicht gemähten Wiesen, kahlen Stellen in Grünflächen und verdorrten Stängeln profitieren, zudem benötigen sie strukturierte Lebensräume wie Hecken, Stein- und Asthaufen. Sie nutzen diese Orte als Nistplatz für ihre Nachkommen, zur Eiablage, als Schutz um sich von der Larve zum erwachsenen Stadium zu entwickeln (Metamorphose) oder zum Überdauern der kalten Jahreszeit.

Unordnung ertragen

Ein grosser Apell geht an uns als Gesellschaft, müssen wir doch unsere Einstellung den 6-Beiner gegenüber gehörig ändern, um deren Überleben zu ermöglichen. Grundlegende Veränderungen in der Grünflächenpflege kann nur stattfinden, wenn wir als Gesellschaft eine gewisse Unordnung ertragen.

Blumenwiese mit Kleinstruktur

Nehmen wir das Beispiel Schmetterling: Schmetterlinge sind mit ihrer Farbenpracht und ihrer filigranen Struktur allseits beliebte Insekten. Wir bewundern sie auf ihrem Flug durch die Landschaft und lehren bereits den Kindern, dass man Ihnen Sorge tragen muss. Dabei vergessen wir, dass diese Tiere vor der Metamorphose einst kleine gefrässige Raupen waren, welche Unmengen von Pflanzenmaterial verschlingen müssen, um sich verpuppen zu können. Die Frassbilder (kahle Stängel, löcherige Blätter, weisse Gespinste etc.) empfinden wir als unästhetisch, die Ansammlung von Raupen vielleicht sogar als schaurig und das Tier selbst als einen Schädling, der entfernt gehört.

Vielerorts kann man heutzutage verschiedene Nisthilfen für Wildbienen entdecken. Diese Tiere benötigen neben einem Nistplatz oft eine spezifische Pflanzenart oder -gattung, um erfolgreich für Nachwuchs sorgen zu können. Sie suchen dafür in einem Radius von ca. 300m nach dem benötigten Blütenangebot. Findet das Tier das Blütenangebot nur ausserhalb dieses Radius leidet die Fitness der Nachkommen. Daher ist die Installation von Nisthilfen ohne vielfältiges kontinuierliches Blütenangebot wenig sinnvoll.

Gehörnte Mauerbiene bei der Arbeit

Nächstes Mal, wenn Sie eine Grünfläche oder ihren Garten umgestalten möchten, lassen Sie den Sommerflieder im Gartencenter stehen und pflanzen Sie stattdessen beispielsweise Brennnesseln. Geben Sie 7 Schmetterlings- und 12 Nachtfalterarten die Chance sich zu entwickeln, indem Sie sie alles kahlfressen lassen. Der kleine Fuchs, das Tagpfauenauge und andere sind Ihnen dafür dankbar.

Intelligent faul für die Natur

Seien Sie bei der Grünflächenpflege auf eine intelligente Weise faul, indem Sie verdorrte Stauden und Stängel, altes Gras und Äste liegenlassen und bieten Sie ein ganzjähriges Futterangebot in Form von Blütennektar, Pollen, Blätter etc. Am besten, Hand in Hand mit einer langfristigen Pflanzplanung und einer klaren Pflegeplanung. Informieren Sie die Anwohnerinnen und Anwohner darüber, allenfalls den Hauswart, dass ein bisschen Unordnung uns allen gut tut.

Interesse geweckt?

Der Praxiskurs Insektenfreundlicher Grünflächenunterhalt wird am 9. Juni 2022 erneut durchgeführt. Lernen Sie gezielte Massnahmen kennen, um in Ihrer Gemeinde/Stadt nachhaltig gegen das Schwinden der Insekten vorzugehen. Weitere Infos und Anmeldung hier.

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