Den menschlichen Faktor in der eigenen Organisation positiv nutzen, um seine Ideen weiterzubringen

Die aktuelle Corona-Krise gibt Anlass zum Reflektieren. Und da kommt oft der Wunsch, Etwas in seiner Organisation (Unternehmen, Gemeinde, Verband, etc.) ändern zu wollen.

Doch in den meisten Fällen fehlt uns nicht das Fachwissen, um mit den eigenen Ideen und Projekten voranzukommen (dafür gibt es zum Beispiel im Umweltbereich geeignete Lehrgänge), sondern ganz andere Aspekte spielen mit. Sei es wegen sich querstellenden Vorgesetzten, dem Mangel finanzieller Mittel aufgrund unterschiedlicher Prioritätensetzung oder schlicht wegen persönlichen Abneigungen. Einige nennen das mit etwas Ironie den «menschlichen Faktor». Statt diesen blind agieren lassen, kann man ihn auch aktiv gestalten, um mehr Wirkung zu erzielen trotz fehlender Entscheidungskompetenz.

Bild: unsplash.com | Fotograf: Paweł Czerwiński

Die Frage, die man sich stellen sollte, lautet: wie kann ich in meiner Organisation zu Gunsten meiner Idee und meinen Projekten mehr Einfluss nehmen; Wie kann ich meinem Fachgebiet zum Erfolg verhelfen? Häufig durch den «Faktor Mensch» blockiert sind vor allem bereichsübergreifende Themen wie Qualität, Marketing, Sicherheit, oder andere, spezifische Projekte, die nicht explizit und direkt die Oberziele der Organisation betreffen. Auch die interdepartementale Kooperation kann darunter leiden. Denn Querschnittsziele können nicht eigenständig umgesetzt werden – man ist auf die Mitarbeit, die Unterstützung und / oder die Ressourcen anderer angewiesen. Diese haben jedoch alle ihre eigenen Prioritäten und natürlich ebenfalls begrenzte Ressourcen.

Umwelt, soziale Verantwortung, Nachhaltigkeit und das Klima sind Themen, die öfters in diese Kategorie fallen. Sie sind im Kontext der aktuellen Krise wichtiger als je zuvor. Womöglich fällt die Gesellschaft nach der Krise automatisch in alte Muster zurück. Darum ist es für viele wichtig, jetzt schon die Änderungen vorbereiten, um die Chancen auf die eigene Seite zu bewegen.

Darum ist es wichtig, den «Faktor Mensch» bewusst aufzunehmen, und ihn nicht als störenden, externen Faktor zu behandeln. Dabei helfen fünf einfache Ansätze, die Einem auf jeglicher Stufe erlauben, das System der Organisation rund um seine Themen und Projekte ganzheitlich aufzunehmen und positiv zu beeinflussen:

1. Zielsysteme wahrnehmen

Jede Organisation hat übergeordnete Ziele, die mehr oder weniger explizit formuliert sind. Diese sind bestenfalls auf einander abgestimmt und kohärent, meistens gibt es aber Zielkonflikte. Bevor man ein Thema oder seine Ziele intern erfolgreich vorantreiben kann, muss man verstehen in welchem breiteren Zielsystem man agiert, welche Synergien genutzt oder Konflikte antizipiert werden können. Im Optimalfall kann man auf das Zielsystem Einfluss nehmen – dies ist aber nicht immer möglich.

2. Interessengruppen verstehen

In jeder Organisation gibt es ganz unterschiedliche Interessengruppen, die selten explizit aufgelistet werden: Aktionäre, Kaderpersonen, zentrale Dienste, der Aussendienst, Familie der Mitarbeitenden, Nachbarn, Unterhaltspersonal, Lehrlinge etc.

Eine einfache Interessengruppenanalyse wird innert weniger Stunden erstellt und ermöglicht zu verstehen, welche Wirkung das eigene Vorhaben auf die einzelnen Interessengruppen hat.

Bild: unsplash.com | Fotograf: Proxyclick Visitor Management System

3. Soziale Zusammenhänge erkennen

Die Interessengruppenanalyse ermöglicht es, vor allem funktionale und systemische Wirkungszusammenhänge zu identifizieren. Doch hinter jedem Interessengruppenmitglied steckt eine Einzelperson. Es lohnt sich den Fokus auf den Menschen zu richten und die persönlichen Verhältnisse und Zusammenhänge zu verstehen. Wer wohnt im gleichen Dorf, wer ist im gleichen Fussballklub, wer hat mit wem persönliche Schwierigkeiten, wer pendelt zusammen? Es geht nicht darum zu «intrigieren» und Clan-artige Verhältnisse aufzubauen, sondern sich der Existenz dieser Korrelationen bewusst zu sein. Gerade in der Zeit der virtuellen Kollaboration, ist es wichtig den persönlichen Aspekt nicht auszublenden. Ein Lächeln am Schluss der Videokonferenz oder die Nachfrage wie es jemanden geht – solche kleine Gesten bauen Vertrauen auf.

4. Eigene Werte kennen

Hinter jedem Projekt stehen Menschen und jeder Mensch hat persönliche Werte. Liegen Gemeinsamkeiten betreffend diese Werte vor, kann sich dies stark positiv auf ein Anliegen auswirken – das Gegenteil aber auch hemmend. Die Werte der anderen kann man nicht zu den eigenen Gunsten ändern. Man soll sich aber über seine eigene Werte im Klaren sein und diese für andere klar machen. Gleichzeitig müssen auch die Werte anderer respektiert werden. Unterschiedliche, aber klar verständliche Wertesysteme können sehr gut zusammen funktionieren, wenn sich die betroffenen Personen deren bewusst sind. Das schafft Glaubwürdigkeit, Nachvollziehbarkeit und schliesslich Vertrauen.

5. Angepasst kommunizieren

Schlussendlich soll der Situation gerecht kommuniziert werden; dazu gehört, dass dem Gegenüber Empathie entgegengebracht wird, man ihm aktiv zuhört und versucht zu verstehen. Wertschätzung und echtes Interesse sind die Basis zielführender Gespräche. Man sollte sich jederzeit selber treu bleiben, keine Rolle spielen und stets professionell bleiben.

Der menschliche Faktor bringt die fachliche Ebene zur Geltung und ergänzt die funktionalen Beziehungen

Diese fünf einfachen Ansätze ermöglichen es, den menschlichen Faktor konstruktiv zu erfassen und diesen zu nutzen. Berücksichtigen und bearbeiten wir den aktiv, bringen wir das Fachliche erst richtig zur Geltung. Umso weniger das Menschliche sichtbar ist, eine desto grössere, unverständlichere Rolle spielt es. Das wird im täglichen Leben viel zu oft vergessen – in der virtuellen Zusammenarbeit um so mehr. In unseren Weiterbildungen und Mandaten versuchen wir das aktiv anzugehen.

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